Der kleine Prinz verzaubert in Lorsch

Auf seiner Reise lernt der kleine Prinz viele Figuren kennen. Der Pilot wird sein Freund, der König giert nach Macht und Herrschaft. Die Aufführung in der Werner-von-Siemens Halle Lorsch war ein voller Erfolg.

BENEFIZKONZERT Die Musical-Adaption des Klassikers ist ein voller Erfolg / Erlöse für Fördervereine der Schulen

LORSCH – Das diesjährige Benefizkonzert in der Werner-von-Siemens Halle war eine Welturaufführung des Musicals „Der kleine Prinz“. Eine bezaubernde Geschichte, dargestellt mit moderner 3D-Technik und Liedern, die ans Herz gehen. Das Publikum zeigte sich hellauf begeistert von der Inszenierung.

„Der kleine Prinz“ hat bereits Millionen von Menschen fasziniert und berührt. In den 1940er Jahren schrieb der französische Autor und Pilot Antoine de Saint-Exupéry das Märchen von dem kleinen Jungen, der sich eines Tages auf machte, um die Welt zu entdecken und einen Freund zu finden.

Auf seiner Reise lernt der Bub mit dem goldenen Haar viele Lebewesen kennen. Vor allem die erwachsenen Menschen sind es, die in einem teuflischen Kreislauf gefangen sind. Sie leben in Hektik, wollen alles wissen und beherrschen, führen ihre Arbeit aus, ohne über den Sinn dahinter nachzudenken und frönen der Sucht. So schildert der Trinker auf dramatische Weise seine Abhängigkeit vom Alkohol. „Ich trinke, weil ich mich schäme. Und ich schäme mich, weil ich trinke.“

Werte wie Wertschätzung, Freundschaft und Vertrauen sind bei den Erwachsenen in den Hintergrund gerückt und die vermeintlich naiven Fragen des kleinen Prinzen bringen das ganze Ausmaß ans Licht. Sie regen zum Nachdenken an und sind auch Gesprächsthema während der Pause im Foyer.

Für Deborah Sasson und Jochen Sautter ist die Kernaussage des Märchens „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ der wichtigste Punkt. Sasson und Sautter haben das Musical gemeinsam erarbeitet. Die Opernsängerin hat die Musik komponiert, und der Musicaldarsteller hat nicht nur die Regie und Choreografie übernommen, sondern auch die Texte beigesteuert. „Fast jeder kann sich mit diesen Figuren identifizieren. Ein Teil von ihnen steckt auch in uns“, so Sautter nach der Aufführung.

Die Geschichte soll dazu anregen, über die eigene Gier, das Streben nach Erfolg und die alltäglichen Laster nachzudenken. Trotzdem wurde darauf geachtet, dass die Figuren nicht zu ernst herüber kommen, sondern heiter agieren – einen Spiegel vorhalten mit einem zwinkernden Auge.

Das ist gelungen. Die rund 500 Zuschauer hatten Spaß. Die Darsteller spielten ihre Rollen überzeugend und authentisch. Der verrückte Geograf und der herrschsüchtige König waren komische Käuze, verfehlten ihre Aussage jedoch nicht. Der kleine Prinz, gespielt von Moritz Bierbaum, lebte seine Rolle auf der Bühne. Sie war ihm wie auf den Leib geschneidert, nicht nur optisch. Vor allem die helle Stimme des jungen Musical-Darstellers verzauberte das Publikum.

Benoit Pitre spielte den Bruchpiloten, dem der kleine Prinz in der Wüste begegnete und mit dem er am Ende ganz vertraut war. Die Geschichte ging ans Herz und Deborah Sasson hatte hierzu ihre eigene Interpretation: „Für mich ist der kleine Prinz die Seele des Piloten. Das innere Kind, das ihm gezeigt hat, was wirklich wichtig ist im Leben.“ Der kleine Prinz hat sie Sichtweise des Piloten auf die manchmal schwierige Welt der Erwachsenen in ein neues Licht gerückt. Und nicht nur der Pilot wurde am Ende nachdenklich.

Sautter und Sasson haben es geschafft, aus einem literarischen Welterfolg ein wunderbares Musical zu machen. Die Stücke waren herzzerreißend und manchmal richtig rockig, gespielt von einem neunköpfigen Liveorchester. Beeindruckend war auch die Technik auf der Bühne. Kulissen wurden auf Leinwände projiziert und mit modernster 3D-Technik wurden die Zuschauer mitgenommen auf eine zauberhafte Reise durch das Weltall. Durch genauestens einstudierte Choreografien entstanden bewegte Bilder, die mit den Darstellern tanzten.

Die Aufführung fand als öffentliche Generalprobe in der Werner-von-Siemens Halle in Lorsch statt. Veranstalter Dieter Tings unterstützt damit die Lorscher Schulen, denn der gesamte Erlös aus den Tickets kommt den Fördervereinen der jeweiligen Schulen zu Gute. Sich an solch einen literarischen Welterfolg zu trauen ist mehr als mutig, doch das Publikum zeigte sich restlos begeistert und verabschiedete die Künstler mit langem Applaus. Die Feuertaufe ist somit bestanden, und nun macht sich der kleine Prinz auf, Menschen in aller Welt zu verzaubern.

Darsteller Der kleine Prinz: Moritz Bierbaum, Pilot: Benoit Pitre, Der Eitle: Michael Chadim, Schlange: Nicole Ciroth, König/Geograf: Ari Gosch, Geschäftsmann: Daniel Hauser, Pillenhändler, Pascal Jounais, Fuchs: Johanna Mucha, Die Rose: Christina Schulz, Laternenanzünder: Isabel Waltsgott, Trinker: Jonas Wichmann, Tänzerin: Anna Friederike Wolf.

Von Melanie Prunzel

Echo online 12.12.2015