Rund 500 Besucher nutzten die Möglichkeit, in Lorsch die Generalprobe des Musicals „Der kleine Prinz“ mitzuerleben. Erst heute ist die Uraufführung der Inszenierung zu sehen.
Lorsch. Heute Abend findet in der Rhein-Main-Halle in Niedernhausen die Uraufführung des Musicals „Der kleine Prinz“ statt. Zwei Tage zuvor erlebten rund 500 Zuschauer in Lorsch eine exklusive Vorpremiere. In der Siemens-Halle fand am Donnerstag die öffentliche Generalprobe der aufwändigen Produktion statt.
Seit Wochen laufen die Proben in der Klosterstadt, wo die Konzertagentur Trinity von Dieter Tings ihren Sitz hat. Zum wiederholten Mal kooperiert die Produktionsfirma mit der Stadt Lorsch: Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern gehen an die Fördervereine der Wingertsbergschule und der Werner-von-Siemens-Schule.
Dankeschön vom Bürgermeister
Bürgermeister Christian Schönung dankte den Kulturschaffenden für die Zusammenarbeit und die Chance, dem Lorscher Publikum eine besondere Veranstaltung bieten zu können, die während ihrer Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz in weitaus größeren Hallen Station macht.
Es gab immer wieder Versuche, den literarischen Stoff von Antoine Saint-Exupéry aus dem Jahr 1943 für die Bühne zu bearbeiten. Zumeist kam dabei eine Art pädagogisches Kindertheater heraus, das die Rezeption der Erzählung auf ein sehr junges Publikum beschränkte. Der moralische Aspekt und die Kritik des französischen Autors am Werteverfall der Gesellschaft kamen dabei meist zu kurz.
Auf seiner Reise von Planet zu Planet begegnet der kleine Prinz immer wieder Menschen, die nur mit sich selbst beschäftigt sind und dabei die wichtigen Werte im Leben verdrängt haben.
Plädoyer für die Freundschaft
Das Musical nähert sich dem modernen Kunstmärchen einerseits in dessen Form als Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit, ohne die literarischen Feinheiten und symbolischen Details der Vorlage zu unterschlagen. Die Produktion spricht gleichermaßen Hirn und Herz des Publikums an. Die universell verstehbare Sprache der Geschichte wurde für das Musical behutsam in einen musikalischen Rahmen übertragen.
Der 23-jährige Moritz Bierbaum singt den kleinen Besucher von einem fremden Planeten mit einem hellen Timbre und jugendlicher Naivität. Der franco-kanadische Bariton Benoit Pitre verkörpert die Rolle des Erzählers und verleiht ihr mit seiner kraftvollen Stimme und französischem Akzent die nötige Tiefe.
Die weiteren Rollen werden von Musicaldarstellern aus Deutschland, Österreich sowie der Schweiz gespielt.
Die Idee wurde vor zwei Jahren geboren, als die in Bensheim lebende Opernsängerin Deborah Sasson und der in Paris lebende Sänger, Schauspieler, Musical-Regisseur und Choreograf Jochen Sautter nach einer erfolgreichen Vorstellung ihrer Neuinszenierung von „Phantom der Oper“ über die französische Originalausgabe des „Kleinen Prinzen“ sprachen. Dabei stellt sich schnell die Frage nach einer eventuellen Vertonung der Vorlage.
Sukzessive wurde der originale Erzählstoff bearbeitet und mit eigenen Texten und Liedern erweitert. Das Resultat der Zusammenarbeit war ein „Musical für große und kleine Menschen“: Jochen Sautter übersetzte das Werk aus dem Französischen und lieferte neue Texte,, Deborah Sasson komponierte die Lieder.
Inszenierung mit Besonderheiten
Aber auch choreografisch enthält die Inszenierung einige Besonderheiten: Erzählerische Figuren wie die Blume, die Schlange oder der Fuchs werden in der neuen Produktion auch tänzerisch umgesetzt. Um die magische Welt des Kleinen Prinzen auf eine Bühne zu bringen, waren ausgefeilte Projektionstechniken und ein komplexer Bühnenbauplan nötig.
Eine dünne vierte Wand trennt die Vorderbühne von der Tiefe des Spielraums und ermöglicht eine vieldimensionale Darstellung des Geschehens, das durch Licht und Videoanimationen (Daniel Stryjecki) szenisch aufgebaut wird.
Neben Deborah Sasson hat der musikalische Leiter Matthias Suschke die Arrangements beigesteuert. Sogar die Vorpremiere wurde dabei jetzt von einem Live-Orchester begleitet.
Erlös für die beiden Schulen
Langer Applaus in der Werner-von-Siemens-Halle für eine gelungene Generalprobe, nach der sich auch die beiden Lorscher Schulen freuen dürfen. tr
© Bergsträßer Anzeiger, Samstag, 12.12.2015